Verweile doch, Du bist so schön!

 

An meine Kollegen der EUROIMMUN AG                                                           27. Juni 2019

Wechsel an der Spitze des Unternehmens

 

Werd ich zum Augenblicke sagen, verweile doch, Du bist so schön,
dann magst Du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn.
Dann mag die Totenglocke schallen, dann bist Du Deines Dienstes frei,
die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen, es sei die Zeit für mich vorbei.

Zuerst einmal: Meine Zeit ist noch lange nicht vorbei! Auch wenn ich bei EUROIMMUN nicht mehr das Zepter führe. Ich bin froh über die Entlastung und freue mich darauf, auch im Ruhestand weiter mit diesem Unternehmen verbunden zu sein und es weiter zu unterstützen.

Johann Wolfgang von Goethe will das bedeutendste aller Rätsel lösen, welchen Sinn nämlich unser Leben habe. Dazu lässt er den Dr. Faust einen Handel mit dem Teufel eingehen: Sein Seelenheil für die richtige Antwort. Und da hat ihm Mephisto so einiges unterbreitet: Frauen, Weltreisen, Antiquitäten und freie Getränke – alles was man sich im Leben so wünscht. Aber mit nichts davon hat sich Faust zufrieden gegeben. Fernsehen und Computerspiele gab es noch nicht. Doch auf seiner Suche ist er schließlich fündig geworden: Er geriet in ein Gefilde mit fleißigen Menschen und einer prosperierenden Wirtschaft, sie machten das Land urbar und legten das Moor trocken, schufen gemeinschaftlich neuen Lebensraum:

Eröffn’ ich Räume vielen Millionen, nicht sicher zwar, doch tätig-frei zu wohnen.
Grün das Gefilde, fruchtbar; Mensch und Herde sogleich behaglich auf der neusten Erde,
Gleich (!) angesiedelt an des Hügels Kraft, den aufgewälzt kühn-emsige Völkerschaft.
Im Innern hier ein paradiesisch Land.

Von solchem Geist ist unser Unternehmen EUROIMMUN erfüllt, ein Paradies, das wir gemeinsam erschaffen haben: Im Bereich der labormedizinischen Diagnostik zum Heil der Patienten technische Lösungen und wissenschaftliche Erkenntnisse gesucht und gefunden. Jeder beneidet uns um unsere Arbeitsbedingungen. Ihr, meine lieben Kollegen, habt mit mir auf Augenhöhe gearbeitet, wir haben am gleichen Strang gezogen, keiner wurde ausgebeutet. Ohne Euch hätte ich nichts zustande gebracht. Ich hoffe, Ihr habt gespürt, wie dankbar ich immer war, dass Ihr meine Pläne Wirklichkeit werden ließet und selbst so viele eigene Ideen beigesteuert habt.

In mein Konzept für die Firmengründung habe ich seinerzeit geschrieben: „Das Unternehmen soll seinen Mitarbeitern eine freie berufliche Entfaltung gewährleisten und ihnen den Lebensunterhalt sichern.“ Vor 20 Jahren konnte ich bereits vermelden, dass uns das im großen Ganzen gelungen war: „Wer immer unsere Firma besucht, staunt über die vielen freundlichen Gesichter, das vertrauliche Miteinander und die positive gegenseitige Zuwendung. Jeder einzelne wird gefördert und leistet auch seinen guten Teil. Die Frauen werden nicht diskriminiert, sie erklimmen bei uns höchste Positionen, und wenn sie Kinder bekommen, werden die Mütter zu keiner längeren Berufspause gezwungen, sondern sie können weiterarbeiten und den Nachwuchs in unseren Kindergarten bringen.“

Und bei einer Feier vor 12 Jahren durfte ich feststellen: Bei der jetzigen Größe und in über zwanzig einzelnen Abteilungen gelingt uns jede Woche ein großer Wurf – ein Antigen wird identifiziert, ein diagnostisch potentes Protein rekombinant hergestellt, ein neues Analyseprinzip realisiert, ein Labortrakt eröffnet, eine Kreditzusage erwirkt, ein weiteres Genie hat seinen Arbeitsvertrag unterschrieben, der Bauantrag für ein vorab bereits fertig gestelltes Projekt wird genehmigt, die Küche hat ein neues Rezept erfunden, ein Großkunde hat auf unsere Borrelienblots umgestellt, oder so viele gute Freunde kommen zu Geburtstag und Jubiläum.

Ja diesem Sinne bin ich ganz ergeben, das ist der Weisheit letzter Schluss,
nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss.
Und so verbringt, umrungen von Gefahr, hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr.
Solch ein Gewimmel möcht ich sehn, auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.
Zum Augenblicke dürft ich sagen: Verweile doch, Du bist so schön!

Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn! Und die Freiheit täglich sich neu erobern! Dieses Gebot gilt heute mehr denn je! In der Parallelwelt versuchen Ideologen, uns die Freiheit, wo sie nur können, einzuschränken. Beim Essen fängt es damit an, dass wir jede Woche auf ein Fleischgericht verzichten sollen. Sie appellieren an unser Gewissen. Später werden zwei Fleisch-freie Tage die Woche angeordnet, und wenn sie uns ganz im Griff haben, bekommen wir gar keine Tierprodukte mehr auf den Teller.

Aus großen Teilen unserer Heimat werden wir ausgesperrt, dass sich Amphibien und Ungeziefer ungestört vermehren können. Man kann ja Natur-Reservate schaffen, aber in Regionen, die weniger dicht von Menschen besiedelt sind, anstelle uns angestammte Kulturlandschaft wegzunehmen, etwa um Lübeck herum. Der Schutz von Haselmaus, Fledermaus, Blaukehlchen und Juchtenkäfer wird vorgeschoben, um in ganz Deutschland wichtige Bauprojekte zu verhindern. Man darf den Ideologen nicht zu weit entgegen kommen, sonst geht gar nichts mehr ohne ihre Zustimmung. Aber Deutschland gehört ihnen nicht allein.

Über unsere Köpfe hinweg entscheidet eine verblendete Clique, dass unsere Heimat wieder von Wölfen besiedelt wird – weil für sie der Platz in Sibirien offenbar nicht ausreicht. Zwar ist allgemein bekannt, dass Wölfe nur spielen wollen, aber einige „Problemwölfe“ reißen Lämmer und auch größere Beutetiere. Da kannst Du Deine Kinder nicht mehr unbegleitet in den Wald schicken, Pilze zu sammeln, abends hier im Rennersdorfer Kreppel, oder sie an der Blauen Lagune des Berzdorfer Sees baden lassen. Genauso könnte jemand über Dich verfügen und einen scharfen Hund in Deinen Garten sperren, und Du müsstest ihn dulden! Eines jeden Freiheit endet, wo er die Freiheit seines Nächsten ohne Not einschränkt. Das Grundgesetz ist siebzig Jahre alt, es möge weiter leben! Und auch nicht ständig von Dilettanten durchlöchert und geflickt werden.

Heute schwingen sich wieder einmal Ideologen auf, das Volk umzuerziehen. Wer nicht mitmacht, wird als unmoralisch gebrandmarkt. Scheinbar brauchen sie etwas Unterhaltung, nachdem der Eiserne Vorhang gefallen ist. Dass man in Deutschland nicht hundert Millionen Menschen aus Afrika und Asien unterbringen kann, darin haben sich die meisten Landsleute inzwischen meiner Aufforderung angenähert, auch wenn die Politiker in dieser Sache immer nur um den heißen Brei herumreden, um ihre Fehler der Vergangenheit nicht zugeben zu müssen.

 

Ich hasse die überbordende Regelungswut der Politiker. Sie berufen sich dabei auf Vorschriften der Europäischen Union. Eine Schülerin will bei uns ein Praktikum machen und soll erst einmal 15 Seiten dicht beschriebenes Papier zum Thema Datenschutz lesen, verstehen und ihr Einverständnis mit dem Inhalt schriftlich bekunden. Man nötigt sie, zu lügen, weil sie den Schmierkram nicht lesen wird. So ähnlich ist es mit den vielen Zetteln, die man zu unterzeichnen hat, sollte man einmal gezwungen sein, sich im Krankenhaus behandeln zu lassen.

Ich hasse auch die Indoktrination, mit der unsere Sprache vergewaltigt wird, dass man etwa von „Immunologinnen und Immunologen“ sprechen soll oder von „Studierenden und Arbeitenden“. Durch das penetrante Pochen auf Geschlechter-Gerechtigkeit erlangt keine Frau Kompetenz! Und es geraten Personen an Spitzenpositionen, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind. Ich kann das Gender-Geschwafel nicht mehr hören, und die Mehrheit der Bevölkerung denkt darin genau wie ich (Heike Schmoll, FAZ vom 1. April 2019, „Ungeliebter Stern“), auch wenn manche Medien etwas anderes suggerieren. Lasst lieber die Frauen Papst und Priester werden und ihren Familiennamen beibehalten, damit könnte man mehr erreichen. Bei EUROIMMUN ist es egal, ob ein Mann oder eine Frau die anstehenden Aufgaben bewältigt, da wird auch jeder bei gleicher Qualifikation und Leistung gleich bezahlt. Und das funktioniert ohne aufdringliche Aufpasser, ohne sozialistisches Diktat und ohne blöden Genderstern.

Unsere Landschaft wird von Rapsfeldern überzogen, überdüngt und mit Insekten-Vertilgern besprüht, um schlechten Ersatzbenzin herzustellen, auf Kosten der Artenvielfalt und der Vogel-Populationen, und der Steuerzahler. Und Mais für künstliches Benzin? Die Wildschweine danken und schreiten zur Vermehrung! Und sie verbreiten die Afrikanische Schweinepest. Windräder werden aufdringlich in die Landschaft gestellt, wie in Rennersdorf vom idyllischen Kreppel aus zu sehen. Photovoltaik wird teuer subventioniert, diese Technik gehört aber dorthin, wo die Sonne ordentlich scheint. Man muss Solarthermie-Kraftwerke in der Wüste bauen und kann den Strom über 1000-Kilovolt-Leitungen verlustarm nach Europa transportieren. Inzwischen muss man die sichersten Atomkraftwerke der Welt weiterlaufen und neue bauen lassen, wie sie in Deutschland entwickelt wurden. Stattdessen installieren andere Länder weltweit hunderte mangelhaft konstruierte Tschernobyl- und Fukushima-Reaktoren. Die Folge rotgrünen Übermuts. Kein Fehler, den man begehen kann, wird ausgelassen. Der Atommüll würde uns nur einen Bruchteil der Sorgen machen, im Vergleich zum Anstieg des CO2 für das Weltklima. Solche Zusammenhänge zu erkennen, ist naive Hysterie fehl am Platz, da bedarf es Sachverstandes. Und um den zu erlangen, sollte man nicht die Schule schwänzen, auch wenn das beschränkte Publikum dazu so begeistert applaudiert.

Mit Wüstenstrom kann man umweltfreundlich synthetisches Benzin herstellen, dazu braucht man bald kein Gramm fossiler Energieträger mehr. Die Forderung, alle Autos umweltschädlich mit Batterien vollzustopfen, gehört zu den größten Dummheiten der Politik. Wieder einmal wird eine nächstbeste Lösung aufgegriffen. Wenn nach fünf Jahren, bei Nachlassen der Funktion, für 10.000 bis 20.000 Euro je Auto der Batteriesatz ausgetauscht werden muss, wird man schon sehen! Quidquid agis, prudenter agas, et respice finem.

 

Aber was will man anderes erwarten: Das Personal in der Politik wird schlecht bezahlt und mehr nach dem Geschlecht ausgesucht, und nicht nach den Fähigkeiten der Kandidaten. Inzwischen hat man begriffen, worauf es am meisten ankommt: Die Grünen haben in Berlin und in Bayern ein paar langweilige Personen durch attraktive junge Leute ersetzt, jetzt werden sie gewählt, wenngleich auch diese außer leeren Floskeln, wie einer „Garantiesicherung“ (Habeck), und unausgegorenen Ideen nichts zu bieten haben. Die FDP macht es nach.

In China werden heute an jeder Ecke die Gesichter der Bevölkerung fotografiert, um sie lückenlos zu beobachten. Auch außerhalb ihres Landes werden die Chinesen observiert, wie ich vor zwei Monaten in Paris im Moulin Rouge beobachtet habe – die Aufpasser haben Fotos gemacht und aufgeschrieben. Und alle Chinesen werden aufgefordert, regelwidriges Verhalten ihrer Nachbarn anzuzeigen. Meine Kinder habe ich fürs Petzen getadelt. Das System ist viel effektiver als das der Stasi in der DDR, denn jeder Einzelne kann sich als Denunziant betätigen und erhält dafür Pluspunkte – dem Falschparker, Geschwindigkeitsübertreter, Casinobesucher oder sonst ungefügigen Untertan werden Punkte abgezogen. Der Sünder verliert vielleicht bald seinen Arbeitsplatz oder er bekommt keine Wohnung, vielleicht aber eine mit Rundum-Bewachung. Meine Familie ist seinerzeit aus der DDR geflüchtet, weil wir der SED-Diktatur und der Bespitzelung entrinnen wollten. Wohin? Hier entsteht eine neue Diktatur!

Liebe Kollegen! Wehret den Anfängen! Gebraucht Euren Verstand und macht nicht bei jedem Unsinn mit. Lasst Euch von der Hysterie einfältiger Politiker (und Politikerinnen!) und Journalisten (und Journalistinnen!) nicht anstecken. Haltet mit vernünftigen Argumenten dagegen, steckt die Hände nicht in die Taschen und überzeugt Eure Mitmenschen. Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss. Führt ein selbstbestimmtes Leben, lasst Euch von niemandem bevormunden, ausbeuten oder drangsalieren, nicht vom Staat, nicht von der Kirche, nicht von Eurem Ehegatten und nicht vom Arbeitgeber.

Der Staat ist sowieso für uns da, und nicht wir für ihn. Und glaubt nicht den Versprechungen der Kirche: Ihr werdet einst weder auf einer Wolke im Himmel schweben, noch in der Hölle verschmachten – Geschichten, die manche Oma gerne hört, aber die kein mit Vernunft begabter Mensch noch glaubt. Und jeder Ehepartner soll im gemeinsamen Haushalt den gleichen Anteil an Mühe aufwenden und dem anderen über die Mitte entgegen kommen – das müssen manche noch etwas üben. Schiebt ihn ab, wer Eure Freiheit beschneidet!

Und was den Arbeitgeber betrifft, so wünsche ich Euch, dass meine Nachfolger unser Paradies in voller Pracht erhalten werden.

Glück Auf! Winfried